Last updated on 4. September 2022
Nach einem sehr entspannten und reichhaltigen Frühstück machten wir uns – nicht ahnend welche Abenteuer es heute noch zu bestehen galt – an den 2. Teil der Reise die Küste entlang.
Da der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag dieses Jahr auf einen Sonntag fiel, wird er in Südafrika am Montag nachgeholt. Davon können deutsche Arbeitnehmer nur träumen. Für uns war das recht günstig, denn so gab es doch wesentlich weniger Schwerlastverkehr auf der N2 Richtung Norden als sonst. Wir waren aber schon überrascht, wie viele Riesenkipplaster mit Anhänger trotzdem unterwegs waren.
Die Szenen am Rande der Straße ähnelten bald dem klassischen afrikanischen Bild. Immer wieder fliegende Händler mit mehr oder weniger befestigten Ständen, die versuchten Essen, Getränke und wer weiß was sonst noch zu verkaufen. Es gab immer wieder kleinere Siedlungen teils auch mit Hütten besserer Qualität, aber meist doch eher ganz einfach gehalten. Und natürlich die unvermeidlichen „Läufer“ und Tramper am Rand der Autobahn bzw. Fernstraße, oft meilenweit von der nächsten Ansiedlung entfernt. Auffällig die vielen bunt und festlich gekleideten Frauen. Ebenfalls allgegenwärtig Rinder- oder Ziegenherden, die unmittelbar neben oder gerne mal mitten auf der Straße liefen. Das hielt die Aufmerksamkeit auf der ansonsten eher langweilig ewig geradeaus gehenden Fahrt hoch.
Leider verpassten wir heute das extra vorher für einen Kaffeestopp auserkorene Restaurant mangels Ausschilderung. Auch die eigentlich geplante Tankstelle fanden wir nicht und mussten so eine eher abenteuerlich aussehenden Platz neben der Straße ansteuern, um Benzin nachfüllen zu lassen. Wir waren sicher die ersten Weißen seit längerer Zeit, die dort auftauchten. Verlief natürlich trotzdem alles problemlos.
Nur noch gute 10 km von der Grenze zu Mosambik entfernt hieß es schließlich von der Hauptstraße abbiegen und sich ins Offroad Abenteuer stürzen. Da die Anfahrt zur Lodge nur mit einem Allrad betriebenen Fahrzeug erlaubt war, hatten wir ein solches gebucht. Bekommen haben wir einen Haval. Zunächst wussten wir gar nicht was das ist, wurden aber schließlich aufgeklärt, dass es sich um einen chinesischen SUV handelt. Auf der Straße noch recht groß und bequem sollte er nun im Gelände seine Feuertaufe bestehen. Bald wurde aus der Schotterpiste ein schmaler Sandweg mit tiefem Sand, als würde man an der Ostsee durch die Dünen fahren. Da taten sich der kleine Chinese und sein deutscher Fahrer schon ganz schön schwer, noch auf dem Weg und dort wo es bergan ging überhaupt noch vorwärts zukommen. Irgendwann war es dann auch vorbei und wir hatten uns festgefahren. Uns war unklar, ob und wenn ja wie der Allradantrieb überhaupt funktioniert hat. Kein Schalter oder eine andere Einstellmöglichkeit zu finden. Kein guter Zeitpunkt, um das Handbuch zu wälzen. Aber was blieb uns übrig. Aber bevor wir uns zur entscheidenden Stelle vorgearbeitet hatten, tauchte Hilfe auf. Ein Mann kam uns mit seinem SUV entgegen, konnte zwar auch nicht wirklich helfen, rief aber gleich mal in der Lodge an, die versprach, schnell Jemanden zu schicken. Kurz darauf tauchte hinter uns ein weiteres anreisendes Paar in einem „richtigen“ SUV auf. Mit vereinten Kräften gelang es uns, die Karre loszumachen. Die Frau entpuppte sich als geübte Offroad Pilotin und setzte unser Auto über die Gefahrenstelle. Jetzt war ich wieder dran. Ein paar 100 Meter ging auch alles gut, aber bereits auf dem Gelände der Lodge war es wieder vorbei. Inzwischen waren aber auch die Guides aufgetaucht, die uns ohnehin retten sollten und einer fand irgendwie den für uns nicht vorhandenen Schalter für den Allradantrieb. Damit war es dann recht einfach, das Auto bis zum Parkplatz zu bringen.
Merke also, chinesische Raubkopien mögen deutlich billiger sein und auch auf den ersten Blick gut aussehen, aber oft werden Details vergessen und erst im Nachhinein umgesetzt, ohne die ursprüngliche Bedienphilosophie zu berücksichtigen. Wir freuen uns jedenfalls schon auf die Rückfahrt zur Straße am Donnerstag.
Dieser Beitrag bleibt Bilder frei, da in der beschriebenen Situation ohnehin niemand den Nerv hatte, auf den Auslöser zu drücken. Außerdem bezweifle ich, dass Bilder überhaupt gesendet werden, da die Internetanbindung so schlecht ist. Aber beim nächsten Beitrag werden wir das ausprobieren.