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Es geht immer noch steiler

Last updated on 26. Oktober 2024

nicht nur zum Rennradfahren, auch zum Kaffeeanbau und zur Anlage der Dörfer in den Bergen hier. Das waren die ersten Eindrücke, die wir hatten, als wir den langen und mühsamen Anstieg nach Jerico nahmen.

Nach dem Wording wie es bei der Tour de France benutzt wird, erwartete uns am Schlussanstieg nach Jerico ein Berg der HC (Horse Category) Kategorie von 21km Länge und durchschnittlich knapp 7%, wobei gut 1400 hm zu überwinden sind. Das klingt schon furchteinflößend genug, ist aber nichts gegenüber den 14,6% auf den letzten 5 Kilometern. Erstaunlich, was man trotz Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und der Verlockung des hinter uns rollenden und jederzeit aufnahmebereiten Begleitfahrzeuges so alles schaffen kann. Die Kamera blieb allerdings aufgrund der Anstrengung eher in der Trikottasche. So gibt es nur wenige Fotos von unterwegs und einem kurzen Stopp an einem Aussichtspunkt kurz vor dem Beginn des steilsten Abschnitts.

Aber alle Mühen waren schnell vergessen, als wir das kleine Hotel am Rande der Kleinstadt Jerico, mit besten Aussichten gelegen, erreichten.

Nach dem wohlverdienten Lunch und einer erfrischenden Dusche ging es auch schon zum Besuch einer kleinen Kaffeefarm. Schon die Taxifahrt dorthin war ein Abenteuer für sich und ging über extrem steile, teilweise kaum befestigte Wege. Erinnerte uns mehr an eine Fahrt mit einem Jeep während einer Safari in Afrika, nur dass das kein Jeep sondern ein normaler PKW war. Schließlich erreichten wir die Farm und der Ausblick war atemberaubend. Es ist immer schwer zu vergleichen, aber vielleicht einer der schönsten, den wir je erleben durften.

Ein junger Kolumbianer, der tatsächlich gut englisch sprach – eigentlich außer unserem Guide der erste hier, der das konnte – nahm uns in Empfang und führte uns durch den gesamten Prozess des Kaffeeanbaus bis hin zum fertigen Kaffee. Er machte das so interessant und voller Hingabe, dass wir alle ganz begeistert waren und eine jede Menge gelernt haben. Aber keine Angst, nicht alle Details meines neu erworbenen Wissens werde ich hier mit euch teilen. Nach den Fotos beschränke ich mich auf eine interessante Details.

Die kleine Farm ist so angelegt, dass neben den Kaffeepflanzen, auch sehr viel Obst- und Kräuterpflanzen wachsen. Ausser den üblichen Verdächtigen wie Papayas, Bananen, Avocados gibt es noch jede Menge anderes Obst, dessen Namen wir trotz des Besuches auf der Fruchtfarm vor ein paar Tagen nicht einmal kannten. Jetzt kommen wir zu den Bienen und den Blüten. Die Bienen und andere Insekten bestäuben natürlich nicht nur die Kaffeepflanzen sondern auch alle anderen Blüten und so gelangen die Pollen der Obstblüten auch in die Blüten der Kaffeepflanzen und sorgen so für den einmaligen Geschmack des Kaffees jeder kleinen Farm hier. Der gesamte Anbauprozess ist wirklich komplett ökologisch und echt „Bio“. Alles wird verwertet und es werden keinerlei Chemikalien oder ähnliches eingesetzt. Die Ernte ist aufgrund der Hanglage äußerst mühsam und reine Handarbeit. Dies ist der große Unterschied zur Massenproduktion des brasilianischen Kaffees, wo alles maschinell erfolgt, was zu der deutlich schlechteren Qualität führt.

Noch gar nicht lange wird in Kolumbien Kaffee auch selbst geröstet, um von der Wertschöpfungskette besser zu partizipieren. Auch unsere kleine Farm röstet selber. Nach einem Besuch des Farmhauses und beim Eigentümer ging es schließlich zum wichtigsten Punkt unseres Besuches, der Verkostung.

Wer übrigens mal versuchen will, seinen Weinachtsstern auszupflanzen, kann es zumindest hier in Kolumbien zu einem stattlichen Busch schaffen. Die Botaniker unter euch werden das entsprechende Bild erkannt haben.

Der Kaffee hat erwartungsgemäß ganz ausgezeichnet geschmeckt. Aufgrund des oben Beschriebenen findet am eine leichte Citrusnote (na ja, wenn man darauf hingewiesen wird). Auf jeden Fall ist der Geschmack sehr angenehm und weich. Natürlich haben wir ein paar Tüten des edlen Stoffs gekauft und stehen zu Hause gerne zu einer Verkostung bereit.

Derart aufgemuntert ging es am Abend noch ins Zentrum von Jerico zum Essen bei einem Mexikaner. Unglaublich, was auf dem Marktplatz und den angrenzenden Straßen an einem normalen Donnerstagabend los war – und das ganz ohne Touristen. Auch wenn es schon dunkel war, den Wettbewerb mit Jardin um den schönsten Ort hier hat für uns Jerico klar gewonnenen.

Ein wieder einmal toller Tag in diesem wunderschönen Land mit sehr viel neuen Eindrücken. Leider ist heute schon der letzte Tag der Reise und uns erwartet eine angeblich eher flache Etappe nach Santa Fe de Antioquia, der ehemaligen Hauptstadt der Provinz. Von dort geht es dann am Abend nach Medellin, wo wir übernachten und morgen Mittag über Bogota und Amsterdam wieder nach Hause fliegen. Mal sehen, ob noch Zeit für einen letzten Beitrag in diesem Blog bliebt.

5 Comments

  1. Christine
    Christine 19. Juli 2024

    Hallo ihr Zwei, es war wieder so interessant, eure Reise und eure Erlebnisse zu begleiten. Die Bilder sind toll , es sieht alles so bunt und gemütlich aus, mal von euren Fahrradtouren in dieser immensen Höhe abgesehen. Dann genießt den letzten Tag und kommt gut wieder zurück. Hoffe, die IT Störungen bei Microsoft sind dann behoben. Wir freuen uns auf einen kleinen Schluck des köstlichen Kaffees. Liebe Grüße Uwe & Christine

  2. Ole
    Ole 19. Juli 2024

    Dann schon mal an dieser Stelle für die – wie immer- kurzweiligen und sehr informativen Beiträge.
    Ich hoffe bis zu Eurer Heimreise sind die aktuellen weltweiten IT-Probleme gelöst und Ihr habt eine ebenso entspannte Rückkehr in die Heimat. Bis bald dann.

  3. Ole
    Ole 19. Juli 2024

    Im ersten Satz fehlt das wichtigste Wort“ Dank“. Zu warm heute hier 😉

  4. Marion
    Marion 19. Juli 2024

    Auch ich habe wieder mit großem Interesse eure Herausforderungen und die spannenden Erlebnisse verfolgt. Durch die tollen Fotos dazu bekommt man einen echt guten Einblick in eine doch völlig andere Welt. 🤩 Danke für die fleißig geschriebenen und sehr kurzweiligen Berichte. 👍😃
    Ich wünsche euch eine reibungslose Rückreise und einen schönen Sommer zu Hause mit Erholung und sicher auch wieder Trainingseinheiten für das nächste Abenteuer 🚴‍♀️🚴😅
    Liebe Grüße, Marion

  5. Martina und Kay
    Martina und Kay 20. Juli 2024

    Hallo ihr Lieben,
    selbst für uns ging diese Reise mit diesen vielen schönen Impressionen, an denen wir teilhaben durften, viel zu schnell vorbei. Beim Lesen des letzten Berichtes geisterte mir immer ein Gedanke im Kopf herum, der mich nicht los ließ: „und wie schmeckt denn nun dieser besonderen Kaffee?“ Aber die Auflösung ließ ja zum Glück nicht lange auf sich warten. Danke dafür. Beim Kaffee ist es wie mit dem Wein, auf Qualität sollte man achten. Nun wünschen auch wir euch eine gute Heimreise und hoffen, dass ihr vielleicht noch einiges zu erzählen habt.
    LG Martina und Kay 👫🏼

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