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Nachschlag

Last updated on 4. September 2022

Jetzt gibt es doch noch einen Nachschlag. Da British Airways der Meinung war, unseren Anschlussflug nach Berlin einfach mal so streichen zu können, dürfen wir jetzt 10 Stunden im Flughafen London Heathrow die Zeit totschlagen. Ich nehme das jetzt mal als gewonnene Zeit und verarbeite gleich die gestern erhaltenen Fotos von Joberg2C.

Inzwischen ist ja auch genug Zeit seit dem Zieleinlauf vergangen, Körper und Geist haben sich erholt und wir können ein kurzes Fazit ziehen.

Die Fakten in Zahlen: insgesamt sind wir auf den 9 Etappen 908 km gefahren und haben dabei 11784 hm (laut meinem GPS) überwinden müssen. Dafür haben wir 48 Stunden und 22 Minuten gebraucht. Am längsten waren wir auf der legendären 3. Monsun-, Kälte- und Matschetappe mit 8 Stunden und 12 Minuten unterwegs. Die längste Etappe war die 5. mit 124 km, am meisten Klettern mussten wir bei der 6. Etappe mit 2068 hm.

Nur um das Ergebnis und dabei vor allem Utas Leistung etwas einzuordnen, ganz kurz zu den Platzierungen. Wir haben uns während des Rennens wirklich überhaupt nicht darum gekümmert und hatten den einzigen Fokus, möglichst entspannt und ohne Schaden zu nehmen bis ins Ziel zu kommen. Wir sind in der Mixed Kategorie angetreten, die einzige Kategorie, wo es keine Altersklassenunterscheidung gibt. Darüber hinaus ist das traditionell die am besten besetzte Kategorie, da es bis vor ein paar Jahren die inoffizielle Weltmeisterschaft für Mixed Teams bei Mountainbike Etappenrennen war und es ein ordentliches Preisgeld zu verdienen gab. Das ist heute aber nicht mehr so. Dennoch sind hier immer ein paar Profis am Start. Am Ende haben wir in der Gesamtwertung Platz 13 von 48 ins Ziel gekommenen Teams belegt. Am besten platziert waren wir auf den kletterintensiven Etappen 5 (10.) und 6 (9.). Nach unserem Alter wären wir in der Altersklasse Grandmaster unterwegs (60 Jahre oder älter in 2022). Diese Altersklasse gibt es natürlich nur bei den Männern. Mit unserer Zeit hätten wir dort mit mehr als 3 Stunden Vorsprung gewonnen. Aber auch von allen Frauenteams inklusive der Eliteklasse waren nur 2 Teams in der Altersklasse 40 bis 50 schneller. Das alles haben wir erst bei der Siegerehrung erfahren und haben dann ein bisschen in den Ergebnislisten gestöbert. Sieht so aus, als hätten wir sowohl bei der Vorbereitung als auch mit dem entspannten Herangehen an jede Etappe alles richtig gemacht.

Noch ein paar lustige Zahlen zur Ernährung unterwegs. Es gab auf jeder Etappe in der Regel 3 Verpflegungsstationen, wo wir auch immer angehalten haben. Dabei habe ich mich hauptsächlich von Bananen ernäht, ca. 4-5 pro Tag, also insgesamt 40-45 Bananen in 9 Tagen. Die Dinger kann ich jetzt nicht mehr sehen. Dazu kommen ca. 5-6 Becher Cola am Tag. Oft habe ich auch ein paar gekochte Pellkartoffeln verschlungen, wenn es gab ein bisschen Kuchen und ein paar Gummitiere. Hat natürlich nie ausgereicht, um die mindestens 4000-5000 verbrannten Kilokalorien wieder rein zuholen. Der eine oder andere Südafrikaner hat das aber locker geschafft und wahrscheinlich sogar zugenommen. Die Jungs haben sich an jeder Station Bratwürste, Steaks, Kuchen und Eis rein geschoben, dass mir schon beim Zusehen schlecht geworden ist.

Die Race Villages sind wirklich eine organisatorische Meisterleistung. Jeden Tag die gesamte Infrastruktur für gut 1000 Leute ab- und aufzubauen, ist schon der Wahnsinn. Die Zelte waren nicht immer gleich, mal etwas größer, mal eher klein. Wenn wir gewusst hätten, was da auf uns zukommt, hätten wir sicher die Option des Einzelzelts gewählt, denn zu zweit war es doch immer sehr eng. Auch die Möglichkeit des Upgrades auf ein Luxuszelt oder gar Bungalow war manchmal gegeben. Das wäre auch keine schlechte Idee gewesen. Zumindest wissen wir jetzt für die Zukunft, dass man in unserem Alter darauf vielleicht doch achten sollte und sich nicht die ganz harte Variante geben muss.

Faszinierend war der Wechsel der Landschaft über die 9 Tage. Vom Hochland südlich von Johannesburg durch die verschiedenen Gebiete der Drakensberge, durch das unglaubliche Umkomass-Valley bis zu den Regenwäldern an der Küste des Indischen Ozeans. Leider mussten ja insbesondere auf der ersten Hälfte aufgrund des Monsunregens der Wochen vor dem Start viele Singeltrail-Strecken umfahren werden. Das hat das Rennen aber nicht einfacher gemacht. Laut erfahrener Teilnehmer der letzten Jahre, wie unseres Freundes Rowan, war das Rennen wegen dem allgegenwärtigen Matsch mindestens 30 bis 40% schwerer als je zuvor – und das sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Da haben wir uns scheinbar das richtige Jahr ausgesucht.

Bei der Abschlussparty haben wir uns mit einer Frau vom medizinischen Rettungsteam unterhalten. Sie wusste zu berichten, dass von den knapp 800 Teilnehmern ca. 15 bis 20 mit Knochenbrüchen ausscheiden mussten. Sie war aber froh, dass es dieses Jahr „nur“ Schlüsselbein-, Handgelenk- und Armbrüche gab. In anderen Jahren war durchaus der eine oder andere Oberschenkel- und sogar Wirbelbruch dabei. Aber wie gesagt, wir sind praktisch ohne Kratzer durchgekommen, sicher auch dank unserer defensiven Fahrweise.

So, jetzt aber viel Spaß mit den Bildern. Wir haben erstmal nur diese 8 gekauft. Vielleicht gibt’s noch einmal Nachschlag.

Die 3. Etappe durch Regen, Kälte und Matsch
Die Einfahrt in den legendären 20 km Downhill ins Umkomass Valley
Die schwimmende Brücke
Die Zieleinfahrt der 9. Etappe am Indischen Ozean
Das Zielfoto mit Champagner

Tolle Bilder, die einen schönen Eindruck vermitteln. Mehr Bilder und Videos zu jeder Etappe gibt es für die echten Fans auf der Webseite von Joberg2C: https://www.joberg2c.co.za/photo-galleries/day-by-day-2022/

2 Comments

  1. Martina Schaub
    Martina Schaub 12. Mai 2022

    Da muss man wirklich von einer beachtlichen und außerordentlichen Leistung sprechen. Und vor allem bis zum Schluss durchgehalten.👍Was eure Ernährung während dieses Hochleistungssports anbelangt, na ja, da sag ich jetzt mal lieber nichts dazu, weil Klugscheißer kann keiner leiden. 😜
    Aber bei dem abschließenden Erfolg habt ihr wohl alles individuell angepasst und richtig gemacht. Kommt gut nach Hause, wir sehen uns dann. 🤗🐕😺👫🏼👋

  2. Ole
    Ole 12. Mai 2022

    Gratulation und – wie bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht- allerhöchster Respekt !

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