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Polarlichtjäger

Gestern war unser Ehrgeiz, doch noch ein bisschen mehr von den Polarlichtern zu erwischen, so groß geworden, dass Uta am Nachmittag erst einmal eine Recherche startete, wo denn in der Nähe hier die besten Beobachtungspunkte sein könnten. Dass wir ein bisschen würden fahren müssen war klar, denn in unmittelbarer Nähe unseres Haus haben wir einfach nicht genug freie Sicht. Sie fand im Internet tatsächlich eine Stelle 10 km nördlich von Saariselkä an einem See mitten im Wald.

Als dann am späteren Abend die verschiedenen Aurora Apps Alarme verschickten, dass die Chancen Polarlichter zu sehen zumindest bei 40 % liegen, gab es für uns kein Halten mehr. Wir zogen alles an, was uns irgendwie warm halten könnte, verstauten die Fotoausrüstung im Auto und ab ging es durch die mit -23 Grad wirklich eiskalte Winternacht.

Die Fahrt steigerte unseren Optimismus erfolgreich zu sein nicht gerade, denn immer wieder fuhren wir durch kleinere Nebelfelder, die die Sicht doch stark einschränkten. Aber einmal unterwegs konnte uns nichts mehr bremsen. Ein paar Kilometer hinter Saariselkä und einer guten halben Stunde Fahrt, schickte uns Google weg von der Hauptstraße und ab in den Wald auf eine kleine Straße. Nach ein paar Minuten vermeldete Uta (und Google), dass wir jetzt eigentlich ganz nahe am See sein müssten. Zu sehen war allerdings nichts. Rechts und links Bäume, unmittelbar neben der festgefahrenen Schneedecke der Straße Tiefschnee. Die Stimmung im Auto sank in ähnliche Bereiche wie die Außentemperatur. Ich brachte nur noch ein „Hier kann ich nicht mal wenden“ heraus und bei Ute auf der Rückbank herrschte schon längere Zeit tiefes Schweigen. So fuhren wir in der Hoffnung, irgendwo eine Stelle zum Wenden zu finden, einfach langsam weiter. Und dann geschah das Wunder im tiefverschneiten und dunklen finnischen Winterwald. Rechts neben der Straße war ein kleiner Parkplatz freigeschoben, der uns die Möglichkeit zum Wenden gab. Einmal dort reingefahren, entschieden wir uns – ohne große Hoffnung – kurz auszusteigen und wenigstens einen Blick auf den Himmel zu werfen. Da gab es zwei kleine Schleier, mit bloßem Auge nicht zu erkennen, ob das nun Wolken, Nebel oder sogar ein Polarlicht war. Ich baute die Kamera auf und machte 2-3 Aufnahmen mit langer Belichtungszeit und siehe da …

Was das Auge nicht schafft, kann bei entsprechenden Einstellungen die Kamera sichtbar machen. Wir waren offensichtlich gerade zum richtigen Zeitpunkt am Beobachtungsort angekommen, denn innerhalb der nächsten Minuten wurden die Himmelerscheinungen etwas stärker, veränderten ihre Form und Richtung und waren immer mehr auch auch ohne Kamera zu erkennen.

Und das Schauspiel verstärkte sich immer weiter. Wenn nicht gerade fast Vollmond gewesen wäre, hätten wir die Polarlichter sicher noch deutlich besser sehen können. Aber auch so war es absolut beeindruckend.

Inzwischen hatten wir schon ca. 30 Minuten fotografiert und die Kälte kroch langsam über die Stiefel die Beine nach oben und die Hände konnten ohnehin nur noch mühsam den Fotoapparat bzw. das Handy bedienen. Aber die Polarlichter waren noch nicht fertig mit ihrer Show und legten noch ein Schippe drauf.

Der Akku der Kamera und auch das Handy gaben nun langsam den Geist auf. Auch die Polarlichter verblassten langsam und so beendeten wir die Fotosession nach gut 45 Minuten, gut durchgekühlt aber sehr glücklich ob des einmaligen Erlebnisses. Zur Einordnung: auch das letzte, besonders eindrucksvolle Bild sah mit bloßem Auto deutlich schwächer aus. Also fast alles, was ihr manchmal im Fernsehen bei Dokumentationen aus dem hohen Norden seht, erscheint durch die Kamera so eindrucksvoll. Ganz selten sind die Lichter so stark, dass sie auch ohne die entsprechende Optik am Himmel so stark zu beobachten sind.

Heute beendeten wir diese traumhafte und mit Erlebnissen vollgepackte Urlaubswoche mit einer letzten Langlaufrunde bei erneut idealen, aber sehr kalten Bedingungen.

Morgen fliegen wir gegen Mittag von Ivalo nach Helsinki und am späten Nachmittag weiter nach Berlin.

Wir waren begeistert von der Gegend und den vielen Möglichkeiten, die man hier im Winter für Outdooraktivitäten hat. Wir werden mit Sicherheit wiederkommen! Vielleicht gibt es auch dann wieder einen Blog. Danke für’s Mitlesen und die vielen netten Kommentare, sei es im Blog oder per Whatsapp.

8 Comments

  1. Jörn
    Jörn 4. Februar 2023

    Schööön, wir schmelzen euren Schnee vom Sofa aus!

  2. Martin
    Martin 4. Februar 2023

    Tolle Aufnahmen, gut das Uta immer so gut informiert ist 😁

  3. Uwe Joachim
    Uwe Joachim 4. Februar 2023

    Super Bilder. Schön dass es doch noch geklappt hat.
    Gute Heimreise.

  4. Torsten
    Torsten 4. Februar 2023

    Gratulation! Gut, dass ihr hartnäckig wart.
    Mit welcher Kamera hast du die Nordlichtaufnahmen gemacht?
    Kommt gut heim!
    Torsten

    • sj150861
      sj150861 5. Februar 2023

      Das ist eine Olympus Pen P2, schon über 10 Jahre alt. Ist keine Spiegelreflexkamera, sondern eine Systemkamera mit einem relativ großem Sensor. Wichtig ist ein lichtempfindliches Weitwinkelobjektiv. Die Parameter der Aufnahme: ISO 800, Blende 2,8, Belichtungszeit 10 Sekunden. Da braucht man natürlich ein Stativ und zeitverzögerte Auslösung. Bilder im RAW Format aufnehmen und dann digital „entwickeln“, damit wirklich alle Farben rauskommen. Die Kameras und Handys machen ja aus den Rohdaten JPEG. JPEG hat aber pro Farbkanal nur 256 Helligkeitsabstufungen. RAW bietet dagegen bis zu 16.384 Helligkeitsabstufungen. Für solche Fotos unter diesen Bedingungen lohnt sich der etwas größere Aufwand.

  5. Ole
    Ole 5. Februar 2023

    Danke das wir teilhaben durften! Gute Heimreise! Wir sehen uns in Kürze!

  6. Martina und Kay
    Martina und Kay 6. Februar 2023

    Vielen Dank für all die wundervollen Aufnahmen und Beschreibungen, die uns an eurer tollen Reise teilhaben ließen.
    Ein bisschen Schnee habt ihr uns mitgebracht, wie wir heute früh erfreut feststellen konnten.
    Auch, dass ihr wieder gut zu Hause angekommen seid. Man sieht sich🙋🏼‍♂️🙋🏼‍♀️

  7. Brita
    Brita 8. Februar 2023

    Wow! So schöne Bilder. Und was für ein Erlebnis…nicht nur, dass Ihr am Ende die Polarlichter erleben durftet, die ganze Reise war wieder so außergewöhnlich, fantastisch!
    Und für uns alle hier zu Hause so beeindruckend, Euch durch diesen Blog zu folgen
    Vielen Dank, dass wir das wieder miterleben durften

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