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Was bedeutet schwindelfrei?

Unglaublich! Tatsächlich verzogen sich schon bald nach Sonnenaufgang die Wolken und gaben einen ersten Blick auf die uns umgebenden Gipfel frei.

Wer hätte das nach dem gestrigen Wolken-Nebel-Kälte-Gemisch geglaubt. Aber so ist es und damit war klar, dass es heute mit der Erholung nichts werden würde und stattdessen eine hammerharte Wander-/Klettertour auf dem Programm stehen würde. Es gab das perfekte Bergwetter: Sonnenschein pur, für die Höhe angenehme Temperaturen über 20 Grad und kein Gewitterrisiko. Die Stammleser unter euch erinnern sich an unser letztjähriges Abenteuer im gar nicht weit entfernten Lesotho, wo wir uns die Bergretter herbei gewünscht hatten.

Es gibt hier eine berühmte Wanderroute zum Sentinel Peak, den Tugela Falls und dem Amphitheater. Berühmt auch wegen der dabei auf dem Weg zu überwindenden ca. 30 Meter langen Leiterkonstruktion, der Chain Ladder. Die Route ist als Ganztagestour von ca. 7 Stunden beschrieben. Zum Startpunkt der Tour, einem Parkplatz, wo man sich in ein Wanderregister eintragen und einen „Eintrittspreis“ bezahlen muss, geht es auf einer Schotterpiste, die nur mit Allradfahrzeugen befahren werden kann. Das kannten wir ja schon aus Lesotho. Aber was uns hier erwartete, war das pure Abenteuer vor bzw. dann auch wieder nach dem eigentlichen Abenteuer. Ich sage nur so viel, ich bin jetzt der absolute Offroad-/ Allrad-Spezialist. Für die knapp 5 Kilometer haben wir ca. 30 Minuten gebraucht und nicht nur einmal wussten wir nicht, ob und vor allem wie wir vorwärts kommen sollten – und rückwärts war sowieso keine Option. Der Toyota RAV4 ist zwar ein Top-Fahrzeug und der Allradantrieb ist der Hammer, aber leider ist sein Radstand nicht besonders hoch und das machte die Tour echt schwierig. Fotos gibts leider keine, da die Hände fest am Lenker bleiben mussten, bzw. in die Armlehnen verkrallt waren.

Aber irgendwann waren wir da und das eigentliche Abenteuer begann. Ein zunächst gut ausgebauter Wanderweg schlängelte sich den Berg hinauf, wobei sich ständig neue und gigantische Ausblicke boten.

Da der Pfad immer schmaler wurde, musste auch der Fotoapparat des öfteren in der Tasche bleiben, denn Fehltritte sind hier keine Option und werden hart bestraft. Je höher wir kamen, um so mehr kleine oder größere Kletterstellen waren zu überwinden und trotz des Panoramas war so der Blick immer fest vor die eigenen Füße gerichtet.

Und dann kamen die Leitern! Zu unserer „Beruhigung“ war kürzlich eine der beiden parallel verlaufenden Leitern gesperrt worden, da die Halterung an der einen oder anderen Stelle aus der Wand gerissen war.

Na, das macht doch nichts, es gibt ja noch die Andere ;-). Der Aufstieg besteht dann praktisch aus zwei Abschnitten, die mehr oder weniger senkrecht 30 Meter nach oben führen.

Ich bin ja zum Glück schwindelfrei und habe damit wenig Probleme, aber Uta hat ein bisschen Höhenangst. Doch sie hat sich tapfer nach oben gekämpft – jeden Gedanken an den später unweigerlich folgenden Abstieg unterdrückend.

Was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt! Und wie! Wir kamen auf einem Hoch Plateau auf über 3000 Metern an, wo sich der Wanderweg entlang dem völlig ausgetrockneten Flussbett des Tugela Rivers schlängelt.

Zum Glück habe ich meinen „Helfer“ immer dabei

Das ließ nicht Gutes für den Tugela Falls, den höchsten Wasserfall Afrikas und den 2. höchsten der Welt erahnen. Und richtig, als wir vorne an der Kante des Plateaus ankamen fiel nicht ein Tropfen nach unten. Aber das war egal, auch so war der Anblick gigantisch.

Felsformationen mit so klangvollen Namen wie „Devils Tooth“ und „Amphitheatre“ lagen nun direkt vor uns.

Ein wirklich schwindelfreier Kletterer war auch am Start

Nach einer kurzen Rast machten wir uns frisch gestärkt auf den Heimweg, immer den Gedanken im Hinterkopf, dass beim Abstieg deutlich mehr Unfälle passieren als beim Aufstieg. Aber wir blieben konzentriert und kamen so unfallfrei bis zu den Leitern, wieder herunter und bis zum Parkplatz.

Und auch den letzten und vielleicht schwierigsten Teil des Ausfluges, nämlich die Rückfahrt über die Schotterpiste überstanden wir schadlos. Was für ein Tag! Ich für meinen Teil bin deutlich mehr kaputt, als bei jeder der drei Etappen des zurück liegenden Rennens. Aber das Erlebnis war es allemal wert!

Zum Abschluss für Diejenigen, für die unser heutiger Bericht zu aufregend war noch etwas fürs Gemüt 🙂

Da sich das Wetter auch die nächsten Tage halten wird, haben wir spontan entschieden, einen Tag länger hier oben zu bleiben und erst am Sonntag nach Johannesburg zu fahren. Insofern werden wir morgen die Mountainbikes zum Einsatz bringen, denn wegen des wahrscheinlich unerträglichen Muskelkaters werde ich ganz sicher keinen Schritt mehr laufen können.

3 Comments

  1. Matti
    Matti 11. Oktober 2019

    Grandiose Bilder und toll geschrieben!
    Viel Spaß euch noch!

  2. Max
    Max 12. Oktober 2019

    Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie die Stimmung im Toyota war, als es mal nicht weiter ging ;-). Super Abenteuer.

    • sj150861
      sj150861 12. Oktober 2019

      Etwas angespannt 😉

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