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Ein echt portugiesischer Tag

Erst in der Kneipe vom FC Porto Mittag gegessen und dann noch ganz viel über Portwein gelernt – so lassen sich die Highlights des Tages wohl am besten zusammenfassen. Aber der Reihe nach.

Nach dem Müßiggang der letzten Tage riefen unsere Körper nach etwas sportlicher Betätigung und die Räder wollten auch ein wenig bewegt werden. So vertrödelten wir nach dem Frühstück nicht allzu viel Zeit und machten uns auf den Weg zur Atlantikküste.

Nach einem kurzen Abschnitt durch die Fußgängerzone am Flussufer begann bald ein breiter und bestens ausgebauter Radweg, den wir fast die ganze Tour nutzen konnten. Die Fahrt entlang der Küste war bei dem herrlichen Wetter trotz des strammen Windes ein echtes Vergnügen. Neben dem Radweg hat man durch die Dünen für Fußgänger einen Weg aus Holzplanken gebaut. Auch der begann bereits kurz nach Gaia und das Ende war nicht in Sicht, als wir nach ca. 20 km umkehrten. Der Weg wurde am Vormittag auch von zahlreichen Wanderern genutzt. Endlose helle Sandstrände, hohe Wellen, starker Wind und Sonnenschein. Nicht umsonst ist die Atlantikküste vor Portugal das Paradies für Surfer und Wellenreiter.

Für uns war es auch ein Paradies – zumindest so lange der Wind von hinten blies. Aber irgendwann mussten wir dann doch umkehren und uns gegen den inzwischen zum Sturm gewordenen Luftwiderstand zurück kämpfen. Aber wir hatten ja ein Ziel vor den Augen: das Mittagessen in einem der Fischrestaurants im eher dörflichen Teil Gaias. Uta hatte wie immer fleißig recherchiert und natürlich konnte ich mich auch diesmal auf meine Reiseleiterin verlassen. Nachdem wir zunächst die wunderschönen Gassen durchradelt hatten und bereits an dem einen oder anderen schon in Betrieb genommenen Grill vorbei gekommen waren, stoppte mein Guide vor der Kneipe eines Fanklubs des FC Porto.

Natürlich war das kein Zufall. Die Bewertungen im Internet hatten das Lokal zu einem der Favoriten für das heutige Mittagessen gemacht. Auch hier brannte der Grill schon und so suchten wir uns schnell einen Platz, der es uns erlaubte die Räder im Auge zu behalten, und freuten uns auf ein authentisches wie schmackhaftes Mittagessen. Wir wurden nicht enttäuscht!

Die frisch gerillten Sardinen, Riesengarnelen und der Tintenfisch waren ein Genuss!

Zum Glück war es danach nicht mehr so weit bis zum Hotel, denn ein gut gefüllter Bauch ist bekanntlich kein guter Begleiter auf dem Rennrad.

Nach einer kurzen Erholungspause war aber alles gut verdaut und wir machten uns auf den Weg zum nächsten wichtigen Programmpunkt – der Portweinverkostung. Aber auch dazu sind wir nicht einfach losgerannt und in die erstbeste Touristenfalle getappt, von denen es hier viele gibt, sondern die Reiseleitung hatte nach intensiver Recherche die Kellerei des Weingutes Ferreira ausgesucht. Diese liegt nicht ganz im Auge des Touristenorkans und hat im Gegensatz zu den meisten Weingütern auch tatsächlich seine Weinkeller noch in der Stadt und zwar genau dort wo sie seit der Gründung im Jahr 1751 erbaut wurden.

Bevor ich zum Portwein selbst komme, noch etwas zu diesen historischen Gemäuern. Ursprünglich waren Lager und Werkstätten einzeln stehende Häuser, zwischen denen Gassen verliefen. Erst im 19. Jahrhundert hat man dieses Viertel praktisch mit einer Holzkonstruktion überdacht, so dass man heute den Eindruck hat durch große Hallen mit dicken Zwischenwänden zu laufen.

Nun aber zum Portwein. Ich fasse mich kurz. Versprochen!. Die Trauben für dieses besondere Getränk dürfen ausschließlich aus dem genau definierten Gebiet am Fluss Douro kommen. Es gibt grundsätzlich 3 +1 Sorte Portwein.

(1) Der weiße Portwein wird natürlich aus weißen Trauben gewonnen und in kleinen Fässern gereift. Dort bleibt er nur wenige Jahre. 10 Jahre ist das absolute Maximum. Er sollte gekühlt getrunken werden, nach dem Öffnen im Kühlschrank bleiben und spätestens nach 2 Wochen verbraucht sein.

(2) Roter Portwein (Ruby) wird in riesigen Fässern ausgebaut. Dadurch kommt er viel weniger mit dem Holz in Kontakt und auch die Sauerstoffaufnahme ist eingeschränkt. Daher schmeckt er eher fruchtig. Er bleibt oft viele Jahre im Fass, bevor er mit dem Wein anderer Jahrgänge „geblendet“ wird. Das Alter des Portweins auf der Flasche ist immer der Durchschnitt der verwendeten Jahrgänge.

(3) Dann gibt es noch den Tawny (goldbraunen) Portwein. Der wird im Gegensatz zum Ruby wieder in kleinen Fässern und meist nicht ganz so lange gereift. Dadurch hat er eine hellere, nämlich die goldbraune Farbe, bekommt deutlich mehr vom Holz und vom Sauerstoff ab und schmeckt dadurch würziger nach Zimt, Trockenfrüchten und Nüssen. Auch den Tawny gibt es nur als als Blend.

(+1) Vintage Port. Jetzt wird es spannend. Wenn es einen ganz besonders guten Weinjahrgang gibt, entscheidet der Winzer, dass er daraus einen Vintage Port macht. Das kommt nur aller Jubeljahre vor. Dieser Wein bleibt im Normalfall ca. 2 Jahre im Fass oder bis zu 6 Jahren, dann ist es ein „Late bottled vintage“. Wie lange auch immer er im Fass war, gereift wird er dann in der Flasche, wohinein er samt der Schwebstoffe aus dem Fass gelangt und dann für sehr, sehr lange Zeit reifen kann. 100 bis 200 Jahre sind da durchaus drin. Der älteste Vintage Port bei Ferreira ist aus dem Jahr 1815. Den verkaufen sie aber nicht. Gehört zum Erbe und der Tradition der Firma. Kürzlich hat man an einen Sammler eine Flasche aus dem Jahr 1830 für 5600 Euro verkauft. Wie der Wein schmeckt, weiß kaum einer. Wer macht so eine Flasche schon auf!

Ich könnte hier noch ein wenig weiter referieren, z. B. welchen der verschiedenen Ports man zu welchem Essen genießt, aber ich muss zum Ende kommen – der Verkostung. Wir bekamen einen weißen, einen roten und eine Tawny vorgesetzt. Natürlich ist das wie immer Geschmackssache und geschmeckt haben sie alle 3 ganz ausgezeichnet. Am Ende war der Tawny unser Favorit. Mal sehen, ob wir davon ein Fläschchen in unserem Gepäck verstecken können.

Morgen geht es noch einmal auf Erkundungstour nach Porto und am Nachmittag wollen wir das heute Gelernte bei einer weiteren Verkostung ausprobieren.

Auf dem Rückweg stolperten wir noch über dieses Streetart Kunstwerk, mit dem wir uns für heute verabschieden.

1 Kommentar

  1. Brita
    Brita 12. Mai 2023

    Wow, das hört sich ja nach einem tollen Urlaub an…in dem man noch zum Portwein-Spezialisten ausgebildet wird…;-)
    Wie schön, dass Ihr wieder unterwegs sein, und ich freue mich sehr, dass wir alle wieder teilhaben dürfen
    viel Spass noch

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